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Am 13. August 1821 eröffnete Wilhelm Felsche in einem Gewölbe der Kolonnaden des Fürstenhauses an der Grimmaischen Straße eine "Conditorey-Waren-Handlung". Am 21. Juni 1834 erwarb er von der Universität Leipzig gegen eine jährliche Rente von 12 Reichstalern und 10 Neugroschen ein 460 Quadratellen großes Stück des alten Dominikanerklosterbodens, des Pauliner Kirchhofes. Am 22. Januar 1835 kaufte er von der Stadt Leipzig für 1800 Reichstaler den nach dem Abbruch des Grimmaischen Tores stehengebliebenen Torturm, die von diesem bis an die Pauliner Kirche reichende Stadtmauer und das angebaute Schuppengebäude. Am 7. Dezember 1835 verlegte er das Verkaufsgeschäft in einen Neubau, dessen Erdgeschoss und erste Etage als Kaffeehaus dienten. Durch Kaufvertrag vom 2. September 1845 erwarb er das angrenzende Lähnesche Haus Nr. 34 der Grimmaischen Straße, lies selbiges Abreißen und ein, so die damalige Presse, wahres "Putzkästchen" errichten. Diesem Erwerb folgte am 8. Mai 1847 das vom Rat der Stadt gegen einen jährlichen Zins erlangte Recht, an der östlichen Seite des Hauses einen vier Ellen breiten Fußsteig anzulegen und "hier ein auf eisernen Säulen ruhendes, lediglich im Sommer an beiden Giebeln mit Glaswänden aufzusetzendes Zeltdach aufzustellen", die Veranda des Kaffeehauses Felsche. Im "Johanneum", einem von ihm erworbenen Grundstück in Reudnitz , stellte er Anfang der vierziger Jahre mit einem Kostenaufwand von 812 Talern eine Schokoladenmaschine (Kakaomühle). Ende der fünfziger Jahre wurden die Keller der beiden Häuser in der Grimmaischen Straße zur Schokoladenherstellung eingerichtet. Am 1. März 1856 gab Felsche bekannt, dass er seinen Schwiegersohn Hermann Fiedrich Adolph Schütte als Teilhaber aufgenommen habe. Dem Unternehmen wurde der Handel mit Roheis angegliedert, zu diesem Zweck erbaut er im "Johanneum" eine Eisgrube, pachtete im Johannistal Flächen für eine Eiskelleranlage und erwarb noch in Lindenau ein ausgebautes Grundstück für seine Eisvorräte. Am 4. August 1862 wurde Felsche mit dem Titel eines "Königlichen Hoflieferanten" beliehen. Auch im öffentlichen Leben spielte er eine hochgeachtete Rolle, so wurde er u. a. zum Stadtrat berufen. Am 11. Dezember 1967 verstarb Wilhelm Felsche. Zehn Jahre später verstarb seine Gattin, mit der er sieben Töchter hatte.
Am 7. August 1856 heiratete Hermann Fiedrich Adolph Schütte die Tochter von Felsche. Bald darauf folgte der "Societätsvertrag" mit Wilhelm Felsche. Adolph übernahm somit die Aufsicht und Fabrikation. Am 13. März 1856 wurde vom Rat der Stadt die Erlaubnis erteilt, bei "Betreibung ihres kaufmännischen Geschäfts die Firma WilhelmFelsche zu führen". In seiner Frau hatte er eine außergewöhnliche Stütze, da Wilhelm Felsche sie kaufmännisch bilden lies. Auf Grund des Testaments Wilhelm Felsches wurde sie Mitinhaberin der Firma. Johanna und Adolph erkannten, dass die Kakao- und Schokoladenherstellung eine große Zukunft haben wird. Sie beschlossen, die Produktion aus dem Stammhaus auszulagern.
Dazu wurden 1872 in Gohlis das Areal der "Wasserschenke" (später "Waldschlösschen") und nach und nach fünf Nachbargrundstücke erworben und verwertet. 1873 wurde die Kakao- und Schokoladenfabrik in Betrieb genommen. Die Erzeugnisse wurden meist in Leipzig zum Verkauf gebracht. Durch die Messen kam es zu einer immer höheren Nachfrage nach den Produkten der Firma. 1877 war der Fabrikanlage eine der ersten Kältemaschinen Mitteldeutschlands (eine Ammoniak-Absorptionsmaschine von Vaas & Littmann, Halle) für Kühlzwecke in der Schokoladenabteilung und nebenbei zur Gewinnung von Kristalleis aus destilliertem Wasser angegliedert worden. Die 1873 gelegten Dampfkessel wurden 1883 durch größere ersetzt. 1885 wurde das erste Nachbargrundstück hinzugekauft und darauf ein Wohnhaus und ein Geschäftshaus errichtet. Am 11. Januar 1878 war der mit der ältesten Tochter Johanna verheiratete und bis 1890 im Geschäft mittätige Kaufmann Friedrich Otto Liesche zum Prokuristen der Firma bestellt worden. Am 27. August 1886 wurde dem ältesten Sohn Oskar Wilhelm Adolph Schütte-Felsche und am 6. März 1888 dem jüngeren Sohn Carl August Wilhelm (Willy) Schütte-Felsche die Prokura erteilt. 1890 wurden die Betriebe im Stammhaus teils an Oskar Wilhelm abgegeben, teils an außerhalb der Familie Stehende verpachtet und lediglich der Verkaufsraum für die Erzeugnisse der Fabrik im Haus in der Grimmaischen Straße beibehalten. Adolph Schütte-Felsche sen. widmete sich von da an mit Wilhelm (Willy) weiter nur der Kakao- und Schokoladenfabrikation.
In der DDR wurde die Fabrik dem VEB Goldeck zugeordnet.
Später befand sich bis 1989 die Forschungsabteilung des Kombinats ORSTA-Hydraulik auf dem Fabrikgelände.
Ab 2004 wurde der Komplex von der JUS AG zu Lofts um-und ausgebaut.
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