Leipzig-Gohlis

Prof. Werner Tübke


Werner Tübke
* 30. 7. 1929 in Schönebeck/Elbe
† 27. 5. 2004 in Leipzig Ausbildung
- 1946/47 Malerlehre in Schönebeck und Meisterschule für das deutsche Handwerk in Magdeburg, parallel holte Tübke das Abitur nach
- danach Studium an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) bei Ernst Hassebrauk und Elisabeth Voigt
- 1950 Wechsel zum Studium der Kunstgeschichte und Psychologie an der Universität Greifswald, 1952 Staatsexamen
Laufbahn
- wissenschaftlicher Mitarbeiter des Zentralhauses für Laienkunst in Leipzig
- 1955 bis 1957 Assistent an der HGB
- freischaffender Künstler bis 1963
- Rückkehr an die HGB, 1972 Ernennung zum Professor
- im März 1973 wird Tübke Rektor der HGB
- ab 1976 wieder freischaffender Künstler Zwischen künstlerischer Eigenständigkeit und DDR-Ideologie
- bekannt wurde Tübke 1958 mit seinen zehn Wandtafeln für das Interhotel "Astoria" in Leipzig; "Die fünf Erdteile" zeigt bereits seine stilistische Eigenart, die Orientierung an altdeutschen Meistern (Grünewald, Grien, Ratgeb, Multscher, Meister Francke) und Künstlern wie Piero della Francesca, Pieter Bruegel und El Greco - einige Kritiker werfen dem SED-Mitglied Tübke vor, er habe sich mit Werken wie dem Zyklus "Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung" (1960/1961) über "Arbeiterklasse und Intelligenz" (1973) bis zum monumentalen Bauernkriegspanorama in den 80er Jahren das DDR-Regime gestützt; doch auch bei SED-Kulturideologen war Tübke umstritten
- Ausstellungen im Westen verschaffen Tübke über die DDR-Grenzen hinaus Renommee
- Tübke wies später Vorwürfe, er sei "Staatsdiener" der DDR gewesen, zurück. Sein "Rücken konnte immer gerade bleiben" ("Wochenpost", 8.6.1995)

Jahrhundertwerk Bauernkriegs-Panorama
- 1974 Auftrag von der SED für eines der größten Kunstprojekte dieses Jahrhunderts, das monumentale Rundgemälde "Frühbürgerliche Revolution in Deutschland"; dafür wird eigens eine Gedenkstätte (Volksmund: Elefantenklo) zu Ehren des Reformators und Predigers Thomas Müntzer bei Bad Frankenhausen errichtet
- die Vorarbeiten zum Werk dauern 17 Jahre
- 1983-1987 Fertigstellung des 14 x 123 Meter großen Rundgemäldes
- 1989 Eröffnung der Gedenkstätte; Besucher werden mit einer "Lichtshow" durch das Monumentalwerk geleitet. "Süddeutsche Zeitung" (8.10.1995): "Es wimmelt von einer kaum überschaubaren Fülle von realen und surrealen, phantastischen und grotesken Bildern, Allegorien und Metaphern, Symbolen und Zitaten, schließlich von historischen, geistesgeschichtlichen, ästhetischen Bezügen und Anspielungen".

Nach der Wende wurde es ruhig
- erstes Werk nach der deutschen Vereinigung ist 1993 der Entwurf für ein 1265 m² großes Bühnenbild für Giancarlo del Monacos Aufführung von Webers "Freischütz" an der Oper Bonn
- erste große Nachwende-Ausstellung mit 130 Werken 1994 zu Tübkes 65. Geburtstag in der Leipziger Universität
- 1997 Fertigstellung eines Flügelaltars für die Kirche St. Salvatoris in Clausthal-Zellerfeld; "Frankfurter Rundschau" (29.4.1997): Tübke "fehlt vor allem - das ist der hohe Preis für den historisierenden Gestus - der Ausdruck eines zeitgenössischen Empfindens für den alten Stoff".

Wichtigste Werke und Bildfolgen:
"Die fünf Erdteile" (58)
"Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung" (60/61)
"Requiem" (65)
"Lebenserinnerungen des Dr. jur. Schulze" (65)
"Bildnis eines sizilianischen Großgrundbesitzers mit Marionetten" (72)
"Arbeiterklasse und Intelligenz" (73)
"Die Vision kommunistischen Lebens" (76)
"Panorama Bad Frankenhausen" (83-87)
Flügelaltar St. Salvatoris Clausthal-Zellerfeld (94-97)
Der Maler und Grafiker wohnte in der Springerstr. 5 in 04105 Leipzig.

Quelle:
Munzinger-Archiv (1999) und MDR.de

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